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Beim Themenabend der Paritätischen Sozialdienste Karlsruhe informierte Suchtpräventionsbeauftragter Philipp Weber über aktuelle Drogenkonsumtrends in der Region. Von Lachgas über E-Zigaretten bis hin zu Opioiden – fundiertes Wissen hilft Eltern, riskantes Verhalten frühzeitig zu erkennen. Trotz erschreckender Entwicklungen bleiben Präventionsangebote knapp.

Das Selbsthilfebüro der Paritätischen Sozialdienste in Karlsruhe veröffentlicht für Selbsthilfegruppen und Freunde der Selbsthilfe aus dem Stadt- und Landkreis Karlsruhe folgenden Beitrag:

Themenabend mit Herrn Philipp Weber, Suchtpräventionsbeauftragter der Stadt Karlsruhe, Sozial- und Jugendbehörde – Aktuelle Konsumtrends bei Jugendlichen, 04.02.2025

Wir luden Herrn Weber zu einem unserer Gruppentreffen ein, um uns über aktuelle Entwicklungen und Trends zum Drogenkonsum in der Region Karlsruhe zu informieren. Ein fundiertes Wissen über Substanzen und Konsumformen hilft Eltern und Angehörigen, riskantes Verhalten frühzeitig zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren. So können sie ihre Kinder besser unterstützen und präventiv handeln.

Konsumtrends bei Jugendlichen gab und gibt es immer wieder.

Alkopops in den 2000ern – nach einer Steuererhöhung konnte ein starker Rückgang verzeichnet werden
Spice – ein synthetisches Cannabinoid, das 2004 auftauchte und 2008 verboten wurde
Poppers/Schnüffelstoffe sind in Russland weit verbreitet, in Karlsruhe wenig genutzt
Methylendioxypyrovaleron (MDPV) Szenenname Flex – psychoaktive Substanz dient auch als Streckmittel für Kokain
Kokain war schon 1850 in Europa im Umlauf – Aktivitätssteigerung, Euphorisierung, Unterdrückung von Hunger- und Durstgefühl
Lachgas

Narkotikum
Gesetzliche Lage – keine!
Wirkung: Entspannung, Euphorie, unkontrolliertes Lachen, visuelle und auditive Verzerrungen, Benommenheit, Wärme, Schmerzlinderung
Wird per Luftballon inhaliert
Rausch: Schnelle Wirkung, Dauer max. 5 Minuten, nach einer Stunde nicht mehr nachweisbar
Risiken: Taubheitsgefühl, Zuckungen, Lungenödeme, Sturzgefahr, depressive Verstimmungen, Übelkeit, Erbrechen, Konzentrations- und Gedächtnisverlust, Zerstörung von Gehirnzellen, psychische Abhängigkeit
In Großbritannien und Niederlande verboten, Frankreich eingeschränkte Nutzung
Der Trend flacht aktuell etwas ab
E-Zigaretten und Vape-Pens

Zigaretten rauchen sinkt bei der Jugend durch die Bilder auf den Schachteln und die vielen rauchfreien Zonen. Infos über Risiken sind heute besser und der Preis ist hoch. Idee der Wirtschaft, den Umsatz zu steigern.
Vape-Pens sind Einwegprodukte, E-Zigaretten Mehrwegprodukte. Sie sorgen dafür, dass wieder mehr junge Menschen rauchen.
Gesetzliche Lage: ab 18 Jahren
Inhaltsstoffe: Synthetische Flüssigkeit, Künstlicher Rauch und Nebel, Glycerin, süß schmeckend, Geruch und farblose Flüssigkeit
Kein Rauchgeruch, leicht zu verstecken, angenehmer Geschmack
Risiken: Suchtverhalten wird gefördert, Nikotinabhängigkeit, Umstieg auf Tabak erhöht
Probleme in Schule und Elternhaus, mittel- und langfristige Folgen nicht bekannt
Medikamente

Benzodiazepine, psychoaktive Substanzen
Opioide 
Fentanyl, synthetisches Opioid
Risiken: Medikamentenabhängigkeit tritt in allen Altersstufen und sozialen Schichten auf.
Häufig betroffen sind Menschen mit psychischen Erkrankungen sowie anderen Suchterkrankungen.
Schnell abhängig machen können verschreibungspflichtige Schlaf- und Beruhigungsmittel sowie bestimmte Schmerzmittel.
Opioide: Schwappte aus den USA herüber, große Produktionen im Ausland, Lieferung per Schiffcontainer in großen Mengen
Kauf über soziale Netzwerke
Wirkung: Bewältigung von Stress, Ängsten
Risiken: Soziale Isolation, Überdosis, kann zum Tod führen.
Symptome einer Überdosis: Atembeschwerden, langsam oder akut, starke Schläfrigkeit und Verlust des Bewusstseins
Gesetzliche Lage: Ahndung nach dem Betäubungsmittelgesetz  
Cannabis aktuell

Leichte Erhöhung des Konsums bei Erwachsenen
Bei Jugendlichen weitgehend unverändert
Rückgang der mit Cannabis verbundenen Straftaten
Lage in Karlsruhe sehr ruhig
Langfristige Auswirkungen der Legalisierung auf das Konsumverhalten und die öffentliche Gesundheit werden weiter beobachtet
Einfacher Bezug über Telemedizindienste – geht online für 14,99 – Privatrezept – verschiedene Cannabis-Sorten in Apotheken erhältlich
Bubatzkarte – zeigt, in welchen Zonen der Konsum von Cannabis verboten ist!
Pro: Inhaltstoffe bekannt, Kontra: leichte Verfügbarkeit
Prävention

Ist schlecht aufgestellt – keine Gelder für Stellen vorhanden – Abdeckung der Prävention an Schulen liegt bei max. 5 %.

Angebote der Suchthilfen

Jugend- und Drogenberatung Kaiserstraße 64

Kostenfrei
Anonym
Vertraulich
Kein Abstinenz-Gebot!
Hilfesystem

Onlineberatung Digi Sucht
Elternselbsthilfegruppen
Selbsthilfebüro Karlsruhe
Fazit des Abends

Der Themenabend war äußerst informativ und hat uns viele neue Erkenntnisse über aktuelle Konsumtrends vermittelt. Wir konnten wertvolle Impulse für den Umgang mit dieser herausfordernden Thematik mitnehmen.

Unser herzlicher Dank gilt Herrn Weber für seinen fachkundigen und engagierten Beitrag sowie für den offenen Austausch.

Protokoll: Susanne Sprißler

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